An einem Tag sitzt man knietief im Schlamm, umklammert einen Apfelwein mit Festival-Rock in den Ohren, am nächsten Tag zeigt man echte Aufregung, wenn die Lieblingsbuttermarke eine neue fettreduzierte Version herausbringt.
Die gute Nachricht ist, dass der Spaß, was auch immer das für dich bedeutet, überall und jederzeit wiederentdeckt werden kann.
Die noch bessere Nachricht ist, dass es mehr mit dem zu tun hat, was in deinem Kopf vorgeht, als damit wie du deine Zeit verbringst.
Glaube nicht dem Hype
Bevor du dich auf die Suche nach Spaß begibst, solltest du bedenken, dass im Gegensatz zu den Geschichten, die sich in deinem Kopf abspielen, nicht jeder Spaß hat.
Ich weiß selbst wie es sein kann, wenn man montags abends im Bus nach Hause sitzt, die Feierabendsäufer auf den Gehsteigen lachen und einen Gin/Tonic trinken sieht. Da geht man automatisch davon aus, dass jeder auf der ganzen Welt mehr Spaß hat als man selbst.
Doch statistisch gesehen ist jeder zehnte dieser Gin-Trinker klinisch depressiv. Ich sage das nicht, um im Elend anderer zu schwelgen, sondern um davon abzuhalten dich selbst als Außenseiter zu betrachten, nur weil du gerade keinen Spaß hast.
Strebe danach zu “Leben”
Das Internet ist voll von Seiten, die Tipps und Tricks bieten, wie wir wieder Spaß in unser Leben bringen können.
Versuche Salsa, mache Improvisationstheater, gehe zum Yoga -> schreiben sie.
Abgesehen von der Tatsache, dass der Versuch von Improvisationstheater bei vielen Teilnehmern bekanntermaßen den Tod durch Peinlichkeit herbeiführt, besteht das Hauptproblem bei diesen Vorschlägen darin, dass sie Spaß zu ihrem einzigen Ziel machen. Ein selbstzerstörerischer Ansatz.
Um ein offensichtliches Beispiel zu nennen: Ein Mann, der sich zu sehr darauf konzentriert, ob er sexuell abliefert oder nicht, hat eine geringere Wahrscheinlichkeit, überhaupt abzuliefern.
Spaß ist keine Gewissheit im Leben, sondern eher ein nettes Extra – strebst du zu sehr danach oder versuchst du es zu sehr und hältst daran zu fest, wird er dir entgleiten.
Strebe danach zu leben, nicht Spaß zu haben. Mache eine Liste von Dingen, die du gerne ausprobieren möchtest und von denen du denkst, dass sie vielleicht Spaß machen könnten. (Beachte die Betonung auf vielleicht – bereite dich darauf vor, keinen Spaß zu haben). Schreibe dann andere Möglichkeiten auf wie diese Dinge dein Leben bereichern könnten.
Zum Beispiel:
Aus „Yoga könnte Spaß machen“ wird „Yoga könnte meine Fitness verbessern und mir helfen, mich zu entspannen“.
Aus „Ein Buchclub könnte Spaß machen“ wird „Ein Buchclub könnte mir helfen, neue Leute kennen zu lernen und mich weiterzubilden“.
Indem du diese Übung machst, wird der Spaß zu einem erwünschten Nebenprodukt deiner Aktivitäten und nicht zum eigentlichen Ziel.
Vielleicht wird jede Aktivität die du ausprobierst langweilig sein und das ist in Ordnung.
Denn wenn du wieder Spaß in dein Leben bringst, geht es auch darum, dessen Fehlen zu tolerieren.
Geh es langsam an
Lasse dich nicht von Erwartungen treiben, wie viel Spaß du bei etwas bestimmten haben solltest. Nur weil es dir nicht mehr so viel Spaß macht wie vor zehn Jahren, heißt das nicht, dass du überhaupt keinen Spaß hast. Normalerweise passiert das etwa Ende zwanzig, wenn die Ex-Clubgänger in Panik geraten, weil sie seit drei Jahren nicht mehr auf Ibiza waren.
Aber was Du als Spaß empfindest, ist zutiefst persönlich und hängt auch von zeitlichen sowie weiteren Faktoren ab.
Wenn du zum Beispiel in einer Beziehung bist, ist eine Club-Nacht heute vielleicht nicht mehr so lustig wie früher. Sei nachsichtig mit dir selbst und akzeptiere die unvermeidliche Tatsache, dass wir mit zunehmendem Alter, Spaß neu definieren.
Integriere
Wenn du erst einmal eine gesunde Einstellung zum Spaß entwickelt hast, kannst du dich daran machen, ihn zurückzugewinnen.
Aber es ist ziemlich schwierig, den Spaß als eine konkrete, eigenständige Sache in dein Leben einzupassen, deshalb ist es sinnvoll, zu versuchen, ihn in die Dinge zu integrieren, die du bereits machst.
Mache eine Liste der Dinge, die du jeden Tag tun musst, und überlege, wie du interessantere Entscheidungen treffen kannst. Im Folgenden findest du einige Beispiele:
-> Du solltest dich jeden Tag waschen. Aber musst Du jeden Tag duschen? Könntest Du stattdessen einmal pro Woche ein Bad nehmen und es mit ein paar Kerzen und etwas Lionel Ritchie kombinieren?
-> Wenn du jeden Tag pendeln musst, wie könntest du diese Zeit nutzen, um dich zu unterhalten? Dir skandalöse Hintergrundgeschichten für die Fahrgäste um dich herum auszudenken, ist immer eine gute Idee. 😉
-> Du musst jeden Abend etwas essen, aber wie du kochst und was du isst, liegt ganz bei dir. Wenn du dir dabei ein Hörbuch oder einen Podcast anhörst, wird es weniger als lästige Pflicht erscheinen und es macht immer mehr Spaß, für/mit jemand anderen zu kochen.
-> Lebst du allein? Backe etwas für deinen Nachbarn. Das klingt vielleicht ein wenig langweilig, aber es ist genau die Art von Spontanität, die du in deinem Tagesablauf einbringen musst.
Lern was Neues
Man vergisst leicht, dass manche Teile der Schule Spaß gemacht haben – wie zum Beispiel, wenn man in einer Stunde in sein Lieblingsfach versunken ist und eine ganze Stunde lang nicht auf die Uhr gesehen hat.
Dank des Internets ist das Lernen einfacher als je zuvor und um an unserem letzten Punkt anzusetzen, leicht in deinen Tagesablauf integrierbar.
Wenn du das nächste Mal irgendwo in der Schlange stehst oder beim Arzt wartest, nimm dein Smartphone in die Hand und nasche ein wenig Wissen.
Youtube ist ein fantastischer Ort, um auf unterhaltsames Lernen zuzugreifen. Auch hier bei mir wirst du wertvolle Tipps und praktische Inhalte finden.
Benimm dich mal wieder daneben
Wir wissen es und wir haben es immer gewusst: Sich daneben zu benehmen ist gut für die Seele.
Gelegentlich kann das Brechen von Regeln oder das Tun von Dingen, die du für unangemessen hältst, ein Gefühl von Spaß auslösen da es neue Erfahrungen bringt und dir eine verlorene Kindlichkeit zurückgibt.
„Wenn man alle Regeln befolgt, verpasst man den ganzen Spaß. Für viele Menschen entsteht die Erkenntnis, dass sie vergessen haben, Spaß zu haben, in einer Zeit des Lebens, in der sie sich auch der Regeln und Verantwortlichkeiten bewusst geworden sind.“
Katherine Hepburn
Wir haben oft unterbewusst das Gefühl, uns auf eine bestimmte Art und Weise verhalten zu müssen oder auch unbedingt den Erwartungen der Gesellschaft entsprechen.
Welche Regeln du befolgst, wird deine Definition von „daneben benehmen“ beeinflussen, aber hier sind einige Vorschläge, die dir den Einstieg erleichtern könnten:
-> Mache eine Grimasse zu einem Baby, wenn die Eltern gerade nicht hinsehen!
-> Zwinkere einem Barkeeper zu
-> Kaufe etwas, das schön aber absolut nutzlos ist!
-> Wirf Gummibärchen an die Decke!
Dir fällt bestimmt etwas ein, deinen Rahmen etwas auszudehnen. Viel Spaß!